„Zauberzirkus Kunterbunt“ – ein Crossmedia Projekt
Musik begeistert Groß und Klein. Das zeigt sich im ersten zaghaften mitwippen eines Taktes bei Kleinstkindern, setzt sich durch das Erproben von Instrumenten, das eigene Singen und vieles fort, bis es vielleicht im Jugendalter zu einem Remix des eigenen Lieblingsliedes führt. Musik ist kreativ, ein Ausdrucksmedium und vielfältig in Gestaltung und Einsatzmöglichkeiten.
Julie Hamann vom Blog Musik zum Wachsen hat mit Kindergartenkindern im musikpädagogischen Bereich experimentiert. Entstanden ist ein crossmediales, gruppenübergreifendes Projekt, welches ich hier aus medienpädagogischer Perspektive vertiefen und als Praxisbeispiel für die Crossmedia Education erklären möchte. Das Projekt wird in folgenden Beiträgen genauer vorgestellt: Zirkusprojekt 1 & Zirkusprojekt 2
„Zauberzirkus Kunterbunt“
Das Projekt war nicht geplant sondern entstand aus der Einführung neuer Instrumente im Musikbereich. Der Bildungsfokus lag demnach zunächst auf dem Erlernen der Handhabung neuer Instrumente und dem Kennenlernen eben dieser. Das gemeinsame Musizieren regte nicht nur den Bereich Musik, sondern auch Sprache an, so dass ein eigenes Lied komponiert wurde. Durch das Aufnehmen der Musik, des Liedes, der Geräusche und der Sprache, gewann die Auseinandersetzung eine neue Dimension. Es war nun nicht mehr spontaner Ausdruck, sondern die Aufnahme ermöglicht das Wiedergeben zu anderen Tageszeiten, anderen Spielsituationen und anderen Zusammenhängen. Die Präsentation der Ergebnisse als Konzert für alle Kinder wird um die Tonaufnahme ergänzt. Das Werk der Kinder erfährt durch einen erweiterten Personenkreis Beachtung und Würdigung.
Im nächsten Schritt wurde die Tonaufnahme aus der eigentlichen Produzentengruppe herausgenommen und als Gruppenübergreifendes Projekt fortgeführt. Eine zweite Kindergruppe hört sich die Aufnahme an und setzt die Inhalte grafisch um. So stehen Ton und Bild parallel und erzählen die Geschichte gemeinsam. Die Idee daraus einen Film zu machen rundet das Projekt ab. Das Ergebnis ist oben zu sehen. So können die Eltern über das Bereitstellen im Internet einen Einblick in das Wirken ihrer Kinder gewinnen ohne in der Abholsituation möglicherweise unter Zeitdruck zu stehen.
Das Projekt zeigt schön, dass der digitale Medieneinsatz nicht im Fokus lag, sondern eine Unterstützung und Erweiterung der grundlegenden Projektidee war. So werden analoge und digitale Medien gemeinsam eingesetzt, bereichern sich gegenseitig und sind ein Gewinn für den Bildungsprozess der Kinder.
Material
Der Crossmedia-Ansatz arbeitet mit den Medien, die in den Einrichtungen zur Verfügung stehen. Deshalb hier eine Liste der verwendeten Materialien:
- Instrumente
- Papier & Stifte
- Aufnahmegerät (z.B. Mikrofon & Computer oder Easi-Speak Mikrofon)
- evtl. USB-Kabel zum Datentransfer
- Computer
- Scanner oder Digitalkamera
- Videosoftware (z.B. Windows Movie Maker)
Herausforderungen
Um die digitalen Medien ohne großen Aufwand einsetzen zu können ist es notwendig, dass die pädagogischen Fachkräfte sich zuvor mit den Medien auseinandersetzen. d.h.
- Testen der Aufnahmegeräte und ihrer Funktionen, evtl. Batterien überprüfen
- Handhabung der Kamera bzw. des Scanners einüben
- Videosoftware mit einem Testvideo ausprobieren
Natürlich ist es auch möglich den Umgang mit der Videosoftware erst zu erlernen, wenn sie gebraucht wird. Dann muss jedoch auch entsprechend viel Zeit eingeplant werden.
Der Umgang mit dem Aufnahmegerät, der Transfer der Dateien auf den PC, das Einscannen bzw. Abfotografieren der Bilder und auch das Zusammenfügen und Erstellen des Filmes kann von den Kindern teilweise, je nach Alter, unter Anleitung übernommen werden. Wichtig ist hierfür, dass die pädagogischen Fachkräfte selbst einen sicheren Umgang mit den eingesetzten digitalen Medien haben.
Varianten
Jedes Projekt birgt die Möglichkeit zu Variationen, anderen Ansätzen oder anderen Umsetzungen. Nachfolgend ein paar Anregungen wie das obige Projekt variiert werden könnte.
- Variante 1: Ausgangspunkt nicht die Musik, sondern Sprache. Vielleicht ein Buch oder eine von den Kindern selbst gedichtete Geschichte. Die Bilder machen aus der Geschichte ein Bilderbuch. Die Untermalung mit Geräuschen macht daraus eine Klanggeschichte. Das Aufnehmen der Klanggeschichte wird zum Hörspiel. Die Kombination von Hörspiel und Bildern wird zum Film.
- Variante 2: Ausgangspunkt ist das Rollenspiel. Die Kinder spielen eine selbst erfundene Geschichte. Sie suchen Requisiten, gestalten diese im Kreativbereich möglicherweise selbst. Sie planen eine Aufführung. Zur Untermalung der Effekte z.B. Drachenbrüllen, Schmetterlingsflug werden Instrumente hinzugenommen. Das Experimentieren der Geschichte mit Instrumenten und Sprache wird aufgenommen um anhand der Aufnahme die Wirkung zu analysieren. Die Kinder wählen die beste Kombination aus und übernehmen sie in das Theaterstück. Dieses wird für alle Kinder, oder Eltern aufgeführt. Die Aufführung wird aufgenommen. Der Film kann um Interviews der Darstellenden ergänzt werden und kann für vielfältige weiterführende Zwecke und Vertiefungen eingesetzt werden.
Die Varianten stellen natürlich nur Impulse dar. Je nach Idee der Kinder kann das eine oder andere Element berücksichtigt werden und mehr oder weniger sinnvollen Einsatz finden. Wichtig ist immer, dass die Medien selbst keine Bedeutung haben, sondern ihren Zweck erst in Verbindung mit dem Bildungsprozess erlangen.
1 Kommentar
Ich finde das Zauberprojekt richtig toll.